Über Echigo-Tsumari
Als wir kürzlich Karl Bengs besuchten und seine Häuser bestaunten, sind wir mit dem Auto von Tokyo nach Niigata gefahren. Die Gegend, die wir besuchten, heißt Echigo-Tsumari. Es ist ein ländliches Gebiet, stark vom Reisanbau geprägt. Die Reisterrassen gehören wohl zu beliebtesten Fotomotiven in dieser Gegend. Von dem berühmten Reis aus Niigata haben wir natürlich einen kleinen Vorrat mit zurück nach Tokyo genommen.
Übernachtet haben wir in einem Onsen-Hotel in Matsudai, in dem man sowohl von den traditionellen japanischen Zimmern als auch vom Open-Air Onsen aus einen atemberaubenden Blick auf die Reisfelder und die umliegenden Berge hat.
Echigo-Tsumari ist aber nicht nur für seine Landschaft berühmt, sondern auch für seine Kunst. Die Region leidet wie viele andere in Japan darunter, dass ihre Bevölkerung abnimmt, weil vor allem auch die jungen Menschen in die großen Städte abwandern. Die über die ganze Region verstreuten Kunstinstallationen sind der Versuch, die Region wieder attraktiver zu machen und natürlich auch Touristen anzuziehen.
Leider waren wir zu früh für die weit über Japan hinaus bekannte Veranstaltung „Echigo-Tsumari Art Field“, die es seit dem Jahr 2000 gibt und die dieses Jahr vom 6. bis zum 21. August stattfindet. Deswegen waren die Häuser, die uns interessierten, alle geschlossen. Dazu gehört zum Beispiel auch das Projekt „The Last Class“, eine ehemalige Schule, in der es eine Installation „Geisterhaus“ gibt. Aber auch von außen und bei Tageslicht sieht sie schon unheimlich aus.
Auch außerhalb der Veranstaltung sind aber zahllose Freilicht-Installationen zu sehen, wie die Vogelscheuchen (oder sind es Zielscheiben oder doch Wegweiser?) auf dem Feld oder die scheinbar umgestürzte Stahlkonstruktion neben dem Torii, dem Eingangstor zu einem Shinto-Schrein. Wir haben sie gesehen, haben angehalten und sie betrachtet, und gleich waren wir heiter gestimmt.
So war es insgesamt ein ausgesprochen lohnender Ausflug von der Großstadt aufs Land in eine Region, in der die Menschen ganz offenbar im Einklang mit der Landschaft, mit ihrer Geschichte und mit alter und moderner Kultur leben. Und dem Besucher kommt zum Schluss sogar ein alter, verwitterter Briefkasten wie ein Kunstwerk vor.