Kehrmaschine für den Schreibtisch
Japan ist ein Paradies für Menschen, die, wie ich, eine Schwäche für Schreibwaren und Schreibtischutensilien haben. Es gibt große und kleine Schreibwarenläden, die alle mit den herrlichsten Dingen ausgestattet sind, die man so braucht oder eigentlich auch nicht. Dort findet sich zum Beispiel eine ungeahnte Auswahl an Stifte in allen Größen, Formen und Farben – neuester Schrei sind Kugelschreiber, deren Schrift sich ausradieren lässt. In einem kleinen Laden in der Nähe der Botschaft, der nur wenige Quadratmeter Verkaufsfläche hat, habe ich fast 50 in Größe, Form, Farbe und Einsatzzweck unterschiedliche Radiergummis gezählt.
Radiergummis sind wichtig für mich. Bei meinen Japanisch-Hausaufgaben immer muss ich nämlich immer viel radieren. Kana und Kanji gelingen mir oft nicht auf Anhieb, und manchmal merke ich zu spät, dass eine Satzstruktur nicht stimmt. Beim Radieren entstehen natürlich viele Radierkrümel, die ich bisher mühsam mit der Hand zusammengeschoben und in den Papierkorb oder auch daneben bugsiert habe. Jetzt habe ich in dem erwähnten Schreibwarengeschäft eine hinreißende Lösung gefunden: eine kleine Kehrmaschine, mit der ich jetzt einfach über die Krümel hinwegfahre, und sie werden sauber in den hinteren Teil des Fahrzeugs gekehrt, der genauso einfach durch eine zu öffnende Bodenklappe zielgerichtet entleert werden kann.
Das ist für mich Japan, wie es leibt und lebt: Für ein kleines Problem gibt es eine elegante Lösung, die perfekt funktioniert und noch dazu ein bisschen verspielt ist. Seit ich meine kleine Kehrmaschine habe, achte ich noch strenger darauf, dass meine Schriftzeichen einigermaßen gut aussehen. Und ich wäre fast traurig, wenn ein Japaner einen Radiergummi erfinden würde, der keine Krümel hinterlässt.