Weihnachten in Tokyo
Zunächst bitte ich meine Leser um Nachsicht für die lange Pause: Nach dem letzten Blogbeitrag waren wir mehr als beschäftigt, vor allem mit der Einrichtung des amtlichen Teils und mit dem Einzug in den privaten Teil der Residenz. Zu Weihnachten aber sind wir so gut wie fertig geworden, und nun habe ich auch wieder Zeit und Luft zum Bloggen.
Dieses Jahr haben wir nun also zum ersten Mal Weihnachten in Tokyo gefeiert. Es fing an am 5. Dezember mit der Weihnachtsfeier für die Kolleginnen und Kollegen der Botschaft und ihre Familien. Zunächst haben wir ein paar Weihnachtslieder gesungen, auf Deutsch und auf Japanisch, am Klavier wunderbar begleitet von unserem Kollegen Kohei Sudo, von dem auch die meisten Fotos der Feier stammen. Vor allem die Kinder haben sich auf den Weihnachtsmann gefreut, und manche hatten wohl auch ein wenig Angst vor ihm. In seinem dicken Buch stand nämlich genau, wer von den Kindern im vergangenen Jahr unartig gewesen war. Aber am Schluss bekam jedes Kind ein kleines Geschenk und konnte sich mit seinen Eltern am Buffet und beim Weihnachtsgebäck gütlich tun. Glühwein gab es natürlich auch.
In Deutschland ist die sog. Adventszeit, also die vier Wochen vor Weihnachten, meist hektisch und voller Stress durch die Vorbereitungen auf das Fest. In Japan ist die Stimmung anders. Auch hier gibt es Weihnachtsdekoration und Weihnachtslieder in den Geschäften, aber doch viel zurückhaltender als bei uns. Es scheint nicht so einen ausgeprägten Konsumrausch zu geben wie bei uns. In dem von Buddhismus und Shintoismus geprägten Land ist Weihnachten, wie ich gelernt habe, ein Anlass für junge Paare, sich bei einem schönen Abendessen zu treffen. Entsprechend sind die Restaurants lang im voraus ausgebucht.
Für uns ist Weihnachten das Fest der Familie. Daher haben wir uns gefreut, dass auch unsere beiden großen Töchter, die in England leben, zu Besuch gekommen sind. Und wir haben so gefeiert, wie wir es seit langem tun, mit einer Mischung aus deutscher und englischer Tradition. Zuerst haben wir den Herrenhuter Weihnachtsstern aufgehängt und die Weihnachtskrippe aufgestellt. Natürlich ist in der Adventszeit die Krippe noch leer, denn Josef und Maria sind ja noch unterwegs nach Bethlehem. Erst an Heiligabend liegt Jesus in der Krippe.
Heiligabend haben wir zu fünft gemütlich zu Abend gegessen, wie immer mit einfachen Speisen. Das war um so schöner, als die Töchter Käse aus England mitgebracht hatten, darunter den köstlichen Wensleydale. Anschließend sind wir in die Kirche gefahren, und danach haben wir die Weihnachtsgeschenke geöffnet. Das ist der deutsche Teil der Tradition. Weil die Engländer ihre Weihnachtsgeschenke erst am 25. Dezember bekommen, gibt es bei uns am 1. Weihnachtsfeiertag auch noch ein paar kleine Geschenke. Das größte Geschenk aber war, dass wir seit einem Jahr zum ersten Mal wieder als Familie zusammen waren.